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Was wäre ich glücklich mit dem, was ich nicht habe!?

  • Autorenbild: Iris Bruckner
    Iris Bruckner
  • 3. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Mai

Ich liebe Geschichten. Ich liebe Metaphern. Ich liebe Bilder, die unsere Gedanken anstoßen und Türen in unserem Inneren öffnen. Nicht umsonst heißt es: „Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – und Erwachsenen zum Aufwachen.“


Geschichten haben die wunderbare Kraft, uns etwas zu zeigen, was wir mit reinen Fakten nie so tief begreifen würden. Sie sind sanft und gleichzeitig scharf, verspielt und doch direkt. Sie prägen sich in uns ein, wirken nach, berühren Herz und Kopf zugleich.


In den letzten Tagen habe ich das Buch „Komm, ich erzähle dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay zum zweiten Mal gelesen – und eine Geschichte darin hat mich dieses Mal besonders bewegt: „Zweimal Diogenes“.


Sie hat mich innehalten lassen, weil ich genau das darin erkenne, was ich auch in meinem Leben – und im Leben vieler Menschen um mich herum – immer wieder sehe: das ewige Streben nach dem, was (noch) fehlt.


Und ja, auch ich bin nicht ausgenommen. Ich spüre das besonders dann, wenn ich gestresst bin, wenn das Leben mit seinen Herausforderungen anklopft, wenn Krisen meine Gedanken besetzen. Dann tappe ich in das gleiche Muster, das wir alle so gut kennen: Ich schaue auf das, was mir fehlt. Ich denke, wenn ich nur das noch habe, dann bin ich glücklich.


Der Satz, der mich besonders getroffen hat:


„Was wäre ich glücklich mit dem, was ich nicht habe.“


Lass dir diesen Satz einmal auf der Zunge zergehen.


Iris Bruckner - Psychologische Beratung I Supervision I Mentaltraining I Beziehungscoaching
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Der ewige Antrieb - und die unsichtbare Falle


Wir alle kennen es:

Wenn ich erst den Job habe, dann bin ich zufrieden.

Wenn ich erst in diesem Haus wohne, dann bin ich angekommen.

Wenn ich erst die Beziehung, die Ausbildung, das neue Auto, den Kontostand, die Anerkennung habe – dann, ja dann, bin ich endlich glücklich.


Dieser Gedanke ist einerseits ein Antrieb: Er gibt uns Energie, motiviert uns, lässt uns Ziele erreichen. Aber er ist zugleich eine Falle – eine gefährliche.

Denn, und das ist die bittere Wahrheit: Sobald wir das ersehnte Ziel erreicht haben, wird es sofort zu etwas, das wir haben. Und das, was wir haben, ist – nach dieser Logik – nicht mehr das, was uns glücklich macht. Das Glück liegt scheinbar immer woanders, immer weiter vorne, immer im nächsten Ding.


Erich Fromm hat es so treffend gesagt:


„In der postindustriellen Gesellschaft geht es nicht mehr darum, was man ist, sondern was man hat.“

* Jorge Bucay, Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, 23. Auflage, 2020, Frankfurt am Main


Doch was bedeutet das für uns?

Es bedeutet, dass wir in einem ewigen Kreislauf gefangen sind. Einem Fass ohne Boden. Wir rennen einem Bild von Glück hinterher, das wir gar nicht fassen können, weil es sich in dem Moment, wo wir es erreichen, schon wieder verschiebt.



Wie kommen wir da raus?


Die entscheidende Frage lautet:

Wie können wir Glück und Zufriedenheit im Hier und Jetzt finden – ohne es an das zu knüpfen, was wir nicht haben?


Es braucht zuerst ein Innehalten.

Es braucht Ehrlichkeit.

Es braucht Mut, sich selbst zu fragen:

• Was suche ich gerade im Außen, was mir im Innen fehlt?

• Warum glaube ich, dass mich etwas im Außen glücklich machen wird?

• Wann habe ich das letzte Mal bewusst wahrgenommen, was ich schon alles habe?

• Wann habe ich mir erlaubt, zufrieden zu sein – ohne mehr erreichen zu müssen?


Die Antwort liegt nicht darin, keine Träume oder Wünsche mehr zu haben. Es geht nicht darum, aufzugeben oder zu resignieren. Es geht vielmehr darum, die Quelle des Glücks umzulenken: weg von „Wenn ich habe, dann bin ich“, hin zu „Ich bin – und deshalb habe ich schon.“



Vom Mangel in die Fülle


Je mehr wir uns mit uns selbst beschäftigen, desto bewusster fällt es uns auf, wenn wir in den alten Mustern hängen. Je mehr wir reflektieren, desto klarer erkennen wir, wann wir aus dem Mangel heraus handeln und wann wir aus der Fülle heraus leben.


Das braucht Übung. Es braucht Geduld. Es braucht Selbstmitgefühl.

Und manchmal braucht es Unterstützung von außen – durch Gespräche, durch Reflexion, durch Begleitung.


Denn wenn wir anfangen, den Blick zu ändern, wenn wir beginnen, zu sehen, was wir alles schon sind, was wir alles schon haben, was wir alles schon leben – dann wird die Suche nach dem „Nicht-Haben“ immer stiller. Dann finden wir das Glück, das wir so verzweifelt gesucht haben, genau hier: bei uns selbst, jetzt, in diesem Moment.


Verändere deinen Blick und staune über die Welt Foto: unsplash
Verändere deinen Blick und staune über die Welt Foto: unsplash


Frage an dich


Wann hast du das letzte Mal gedacht:

„Wenn ich das noch habe, dann bin ich glücklich.“?

Und was wäre, wenn du jetzt schon genug bist – ohne dieses „Mehr“?


Ich hoffe, dieser Blogbeitrag schenkt dir einen Moment des Innehaltens, einen Moment zum Nachdenken, einen Moment, um mit dir selbst in Verbindung zu kommen. Wenn du magst, nimm dir heute einen kleinen Augenblick Zeit und frage dich:


Was macht mich jetzt – genau hier, in diesem Moment – schon reich?


Denn das, was du hast, ist oft viel mehr als das, was du glaubst, nicht zu haben.



 
 
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