Zwischen Schweigen und Schuldzuweisung – Wege zurück in eine liebevolle Partnerschaft
- Iris Bruckner

- 2. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
In meiner Arbeit als psychologische Beraterin und Beziehungscoach erlebe ich es immer wieder: Paare kommen oft dann zu mir, wenn sie bereits an einem Punkt angelangt sind, an dem die Sprachlosigkeit überhandgenommen hat. Wenn die Konflikte so festgefahren scheinen, dass jede Begegnung zur Auseinandersetzung wird. Wenn aus Nähe Distanz geworden ist – und aus Partnerschaft ein Nebeneinander.
Was früher leicht und vertraut war, wirkt heute fremd. Die Berührungen fehlen. Die liebevollen Gesten. Die kleinen Selbstverständlichkeiten, die einst das Fundament der Beziehung gebildet haben. Stattdessen stehen Schuldzuweisungen im Raum. Und der Versuch, einen Ursprung zu finden: Wer hat angefangen? Wer hat verletzt? Wer trägt die Verantwortung für das, was nicht mehr funktioniert?
Viele Paare beschreiben es als schleichenden Prozess: Man verliert sich aus den Augen – ohne es bewusst zu bemerken. Die Kommunikation wird weniger, die Begegnungen oberflächlicher. Konflikte eskalieren schneller. Das Band zwischen zwei Menschen, das einst fest war, ist locker geworden – oder gerissen.

Doch wie kommt es überhaupt so weit?
Die Gründe sind oft vielschichtig – und in der Tiefe emotional aufgeladen. Es geht nicht nur um die Sachebene. Sondern um Gefühle, Erwartungen, Enttäuschungen, Prägungen. Um die tiefe menschliche Sehnsucht, geliebt zu werden. Anerkannt zu werden. Gesehen zu werden – so, wie man ist.
Diese Sehnsucht nach Liebe, nach Verbindung und Geborgenheit begleitet uns ein Leben lang. In einer Partnerschaft hoffen viele, genau das zu finden: einen sicheren Hafen. Jemanden, der bleibt. Der zuhört. Der versteht. Und gerade dann, wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, beginnt es in uns zu arbeiten. Dann zeigen sich Verletzungen, alte Muster, Rückzug oder Kampf. Und genau hier geraten viele Paare ins Straucheln.
Typische Herausforderungen, die eine Partnerschaft ins Wanken bringen können:
– Übergang vom Paar zur Familie (Veränderung der Rollen und Prioritäten)
– Mental Load und ungleich verteilte Verantwortung im Alltag
– finanzielle Sorgen, Jobverlust oder berufliche Umorientierung
– chronische Erkrankung oder psychische Belastungen eines Partners
– Umzug oder Wohnortwechsel, verbunden mit Isolation oder Neuanfang
– Konflikte mit Herkunftsfamilien oder Schwiegereltern (Generationenunterschiede)
– verschiedene Vorstellungen von Nähe, Freiraum oder Lebensplanung
– unerfüllter Kinderwunsch oder belastende Familienereignisse
– emotionale oder körperliche Untreue
– Überforderung durch äußere Krisen (z. B. Pandemie, Krieg, wirtschaftliche Unsicherheit)
Jede Partnerschaft durchläuft Phasen. Aber nicht jede Krise muss das Ende bedeuten. Manchmal braucht es nur eine neue Perspektive. Ein Gespräch auf Augenhöhe. Einen sicheren Raum, in dem alles ausgesprochen werden darf, was lange geschwiegen wurde.
In der Paarberatung begleite ich Paare genau durch solche Prozesse. Ich helfe ihnen dabei, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Bedürfnisse sichtbar zu machen. Verletzungen achtsam zu begegnen. Und sich daran zu erinnern, was sie einst miteinander verbunden hat.
Denn oft liegt unter all den Verletzungen noch immer etwas ganz Wertvolles: Zuneigung. Interesse. Und der Wunsch, wieder zueinander zu finden.
Paarberatung ist kein Ort für Schuld – sondern für neue Perspektiven
In der Paarberatung oder Paartherapie geht es nicht darum, wer schuld ist. Es geht nicht um Recht oder Unrecht. Sondern darum, eine gemeinsame Vision zu entwickeln:
🔸 Wo stehen wir gerade?
🔸 Wohin darf unsere Beziehungsreise gehen?
🔸 Was wünschen wir uns voneinander – und für uns?
🔸 Wie stellen wir uns unser Miteinander vor?
Dabei arbeiten wir auch an Kommunikationsstrategien und gemeinsamen Zielen. Wir schaffen einen Raum, in dem beides Platz hat: Das, was war – und das, was möglich ist.
Denn: Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu ignorieren. Aber der Blick darf nicht ausschließlich dorthin gerichtet bleiben. Ich arbeite in meinen Sitzungen daher mit einem Wechselspiel:
🌀 Ein bisschen in die Zukunft.
🌀 Dann wieder ein Stück in die Vergangenheit.
🌀 Wieder nach vorne schauen – und zurück.
Denn in beiden Richtungen liegen wertvolle Informationen und Schätze. Was hat nicht funktioniert? Wo haben wir einander verloren? Was brauchen wir, um ein neues Fundament zu bauen?
Stell dir eure Beziehung wie ein Seil vor. Am einen Ende liegt die Vergangenheit, am anderen die Zukunft. Wenn wir nur in die Vergangenheit blicken, wenden wir der Zukunft den Rücken zu. Und genau das wollen wir vermeiden.
Was kannst du heute tun, um einen Schritt auf deinen Partner oder deine Partnerin zuzugehen?
Vielleicht ist es ein ehrlicher Satz. Vielleicht eine Einladung zum Gespräch. Vielleicht ein kleines Zeichen: Ich sehe dich. Ich will uns nicht verlieren.
Wenn du das Gefühl hast, ihr schafft es nicht mehr allein: Hol dir Unterstützung. Denn Beziehung ist Arbeit – aber eine, die sich lohnen kann.
📍 Du möchtest mehr über meine Arbeit im Bereich Paarberatung, Beziehungscoaching oder psychologischer Beratung erfahren?
Dann schau dich gerne auf meiner Website um oder nimm Kontakt mit mir auf.
Weil jede Beziehung es verdient hat, gesehen, gehört und gehalten zu werden.




